Da ich immer noch dabei bin, ein Studierendenvisum für Deutschland zu beantragen, möchte ich meine Geschichte gerne anonym veröffentlichen.
Ich bin ecuadorianischer Staatsangehöriger und wohne in Quito.
Im Juli 2014 bekam ich eine Zusage von der Pariser “École Normale de Musique de Paris Alfred Cortot”, um mein Musikstudium, genauer gesagt Klavier, zu beginnen. Daraufhin habe ich im August 2014 bei der französischen Botschaft in Quito ein Studierendenvisum beantragt. Jede Person, die in Frankreich studieren möchte, muss ein Interview mit “Campus France”, der nationalen Behörde, die mit der Förderung der französischen Universitätsbildung weltweit betraut ist, führen – zusätzlich zum Interview in der örtlichen Botschaft. Nachdem ich meine Dokumente bei der Botschaft eingereicht hatte, wurde ich an den Campus France in Quito weitergeleitet, um einen Termin für das pädagogische Interview festzulegen. Die zuständige Person stellte sich während des Gesprächs als sehr unhöflich und unnachgiebig heraus und unterbrach mich ständig. Deshalb konnte ich ihr mein Vorhaben eines Studiums in Frankreich kaum erklären. Ich entschied mich dazu dem Ereignis nicht zu viel Bedeutung zuzumessen und begann mich für ein zu der Zeit bevorstehendes Einordnungsvorspiel am vorher erwähnten Musikinstitut vorzubereiten, das im September stattgefunden hätte. Ich muss hinzufügen, dass ich zu der Zeit privat Französischstunden genommen habe.
Laut den Informationen, die ich bei der Beantragung in der französischen Botschaft bekommen hatte, dauert es normalerweise 3 bis 5 Wochen um eine Antwort auf einen Antrag für ein Langzeitvisum zu erhalten. Es waren schon mehr als 7 Wochen ohne Neuigkeiten vergangen und zu dem Zeitpunkt habe ich mir schon Sorgen gemacht, das Studium in Paris nicht rechtzeitig beginnen zu können. Ich rief die Visumsabteilung der Botschaft an, wo mir gesagt wurde, dass mein Pass fertig sei und ich ihn direkt abholen könne. Als ich bei der Botschaft ankam, wurde mir – ziemlich unfreundlich – gesagt, dass mich niemand angerufen habe oder mir genehmigt hätte, meinen Pass abzuholen. Da ich durch die Art und Weise wie ich aus der Arbeitsnische vertrieben wurde, nicht die Möglichkeit hatte mich zu erklären, blieb ich verwirrt und hilflos zurück. Als mich die Botschaft ein paar Tage später endlich anrief und ich meinen Pass abholen konnte, wurde mir mitgeteilt, dass mein Antrag abgelehnt wurde.
Ich habe dann einen Brief bekommen, in dem stand, dass sie laut Artikel L211-2 des CESEDA das Recht hätten, mir die Gründe für die Ablehnung nicht mitzuteilen. Mir wurde die Option gegeben die Entscheidung anzufechten, indem ich die von mir präsentierten Unterlagen innerhalb von zwei Monaten nach der Ablehnung selbst an die “Commission de Recours contre les décisions de Refus de Visa d´entrée en France” in Nantes schicke. Ich entschied mich für diese Möglichkeit und bat die Visumsabteilung um Information, um alles ordnungsgemäß zu verschicken. Deren Antworten waren unklar und mehrdeutig und als ich fragte, ob ich die Dokumente übersetzen solle, sagten sie, das sei nicht notwendig. Das Institut in Paris unterstützte mich währenddessen sehr gut, indem es mir bis zum 15. Dezember Zeit gab um anzukommen, obwohl das den Verlust von 3 Monaten Unterricht bedeutet hätte.
Im November 2014 bekam ich meinen Pass zurück, ohne Visum und mit einem Brief von dem Komitee in Nantes, in dem erklärt wurde, dass meine Dokumente abgelehnt wurden, weil sie nicht übersetzt waren.
Trotz meiner Entrüstung entschied ich mich nicht aufzugeben und ein Jahr zu warten, um ein Jahr später, im Juni 2015, noch einmal bei der französischen Botschaft in Quito ein Studierendenvisum zu beantragen. Schließlich wollte ich Musik studieren und hatte keine anderen Pläne. Das Institut in Paris verstand meine Situation und schickte mir sofort eine neue Zulassungsbescheinigung für den Zeitraum 2015/2016.
Ich suchte noch einmal alle Dokumente zusammen, die ich brauchte, und achtete darauf, alles so perfekt wie möglich vorzubereiten, da ich nie herausgefunden hatte, warum mein erster Versuch abgelehnt wurde. Der Termin bei der Botschaft am 22. Juni 2015 lief sehr gut und mir fehlte nur noch das Interview bei Campus France. Mir fiel auf, dass die zuständige Person dieselbe war wie letztes Jahr. Ich muss sagen, dass sie noch unfreundlicher und feindseliger war als beim letzten Mal und mich die Fragen, die sie stellte, kaum ordentlich beantworten ließ. Um alles noch schwieriger zu machen, wurde das Interview auf Französisch geführt, obwohl ein Sprachzertifikat an meiner Universität in Paris keine Zulassungsvoraussetzung war.
Am 5. August 2015 wurde mein Visum abgelehnt und ich wusste wieder nicht warum.
Da ich nicht wusste was ich tun sollte, habe ich in den nächsten Tagen verzweifelt versucht, den französischen Botschafter in Ecuador zu erreichen. Ich schickte ihm einen Brief und alle meine Unterlagen und wartete auf eine Antwort. Fast sofort bekam ich einen Anruf von der Visumsabteilung, bei dem ich aufgefordert wurde, am nächsten Morgen um 8 Uhr in der Botschaft zu sein. Ich dachte das wäre ein gutes Zeichen, und dass ich ein weiteres Interview haben würde. Ich lag falsch. Die Person, die mich empfing stand mir gegenüber und gab mir den Brief und die Dokumente, die ich an den Konsul geschickt hatte, auf eine sehr unfreundliche Art und Weise zurück. Er sagte dann wiederholt, dass sie mit meinem Problem nichts zu tun hätten und ließ mich die Mitteilung, die sie mir bei der zweiten Ablehnung geschickt hatten, laut vorlesen. Gedemütigt, restlos enttäuscht und ratlos verließ ich die Botschaft.
Ich hatte immer die (vielleicht unterbewusste) Angst, dass eine zweite Ablehnung möglich sei. Deshalb hatte ich mich während der Vorbereitung für meinen zweiten Antrag für ein französisches Studierendenvisum auch für einen Bachelorstudiengang in Freiburg, Deutschland, beworben, der mich sehr interessierte. Zwei Wochen nach der Ablehnung meines Visums für Frankreich, am 24. August 2015, erhielt ich von der Universität Freiburg einen Zulassungsbescheid für ihr Studienkolleg, das im Oktober 2015 beginnen würde.
Ich konnte es zuerst nicht glauben.
Wie am Anfang erwähnt, muss ich mein Visum von der deutschen Botschaft noch erhalten. Ich ging dorthin, um nach Informationen zu fragen und um Dokumente, die ich an meinem Termin am 16. September 2015 vorlegen muss, beglaubigen zu lassen. Ich muss sagen, dass alle Angestellten dort extrem höflich waren und meine Zweifel sofort auswischten.
Auch mit einer Erfahrung, wie ich sie gemacht habe, habe ich das Gefühl, Glück gehabt zu haben: Glück, die Möglichkeit zu haben so schnell neu starten zu können und Menschen zu haben, die mich unterstützen und mich durch den Prozess führen.
++ English version ++
Taking into consideration that I am still applying for a student visa for Germany, I would rather present my story anonymously.
I am an Ecuadorian citizen, living in the city of Quito.
In July 2014, I was accepted at the “École Normale de Musique de Paris Alfred Cortot”, in order to start my superior studies of music, specifically in Piano performance, in Paris, France. I then applied for a student visa at the French Embassy in Quito, in August 2014. It is a norm that every person willing to study in France must pass an interview with “Campus France” (The National Agency in charge of the promotion of French higher education around the world) in addition to the interview at the local Embassy. After handing my documents at the Embassy I was put in contact with Campus France in Quito to schedule the pedagogical interview. The person in charge of it turned out to be very impolite, intransigent and very cutting while talking to me on the day of my appointment. Therefore, I could barely explain my project of studies in France to her. I decided not to give much importance to that event and began preparing myself for an (at that time) upcoming placement audition at the aforementioned institute of music, which would have taken place in September. I must add that I was taking private French lessons in that moment.
It takes normally about 3 to 5 weeks to get an answer regarding long term visa applications, according to the information I was given on the day of my appointment at the French Embassy. It was already 7+ weeks since I didn´t have any news from them, and at that time, I was very worried not to be able to start my course in Paris on time. I called the Visa Department of the Embassy and they told me that my passport was ready, and that I could pick it up immediately. When I showed up at the Embassy I was told, quite rudely, that nobody had contacted me or given me any authorization to pick up my passport. Not being able to explain myself due to the way I was urged to leave the cubicle I was in, I remained confused and helpless. When they finally called me a couple of days later and I was actually able to get my passport back, I was told that my visa was denied.
I then received a letter which simply stated that, according to the Article L211-2 of CESEDA, they had the legal authority not to tell me the reasons that motivated that denial. I was given the option to appeal the decision by sending the documents presented at the Visa appointment, on my own, to the “Commission de Recours contre les decisions de Refus de Visa d´entrée en France”, located in the city of Nantes, in a period of two months from the notification of denial. I decided to take that opportunity, and in order to send everything properly, I asked the Visa department for information. Their answers were unclear and ambiguous, and when I asked them if I should translate the documents I was about to send, they told me that it was not required. In the meanwhile, the Institute in Paris was extremely supportive and gave me the opportunity to reach the school until the 15th of December 2014, even though that meant losing almost 3 months of classes.
In November 2014 I received my passport back, without a visa, and a letter from the Committee at Nantes explaining that they rejected my documents because they weren´t translated.
In spite of my indignation, I decided not to give up and wait a year to apply for another student visa at the French Embassy in Quito in June, 2015. After all, I wanted to study music, and I had no other plans. The school in Paris understood my situation and mailed me a new certificate of admission for the 2015/2016 period immediately.
I gathered all the documents needed, one more time, and I was careful to prepare everything as perfect as possible, given that I never knew what I did wrong in my first attempt. The appointment at the Embassy on the 22nd of June, 2015 went very well, and I just had the interview at Campus France left. The person in charge of it, I recognized, was the same of last year. I must say that she was even more hostile and rude than the last time, and barely allowed me to answer properly to any question she made. To make everything more difficult, the interview was held in French, even when my school in Paris does not list a language certificate as one of the requirements for admission.
On the 5th of August 2015, my visa was denied, and again, I couldn´t know why.
Not knowing what to do, I desperately tried to reach the French Consul in Ecuador in the following days. I sent him a letter and a copy of all my documents, and waited for an answer. Almost immediately I received a call from the Visa Department and I was requested to be at the Embassy the next morning at 8 o´clock. Believing it was a good sign, I thought I was going to have another interview. I was wrong. The person who received me stood in front of me, and very disrespectfully returned me the letter and documents I sent to the Consul. He then repeatedly said they had nothing to do with my problem and made me read out loud the notification they gave me when they denied the visa the second time. Humiliated, I left the place utterly disappointed and clueless.
I couldn´t believe at first.I always had the (perhaps unconscious) fear that a second denial was possible. Therefore, while preparing my documents for the French student visa, I also applied for a Bachelor´s Degree Program I was deeply interested in at the University of Freiburg, in Germany. Two weeks after the denial of my visa, on the 24th of August, 2015, I received an admission letter from the University of Freiburg to study at their Studienkolleg, starting on October 2015.
As written at the beginning of this letter, I must still obtain my visa at the German Embassy soon. I went there to ask for information and to legalize several documents I must present at my appointment, scheduled for the 16th of Sept, 2015. I must say, that all the personnel working there are extremely polite and all my doubts were cleared immediately.
Even with an experience like the one I had, I feel undoubtedly lucky; lucky for having the opportunity to start over so promptly and for having people who support me and guide me throughout the process.